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Der gleichberechtigte Radfahrer

Um es vorweg zu nehmen, auch ich bin Autofahrer. Dieser Text soll sich aber vor allem an Radfahrer richten.

 

Es ist glaube ich kein Geheimnis, dass unsere Städte langsam aber sicher dem Verkehrskollaps unterliegen. Täglich rollen die Blechlawinen im gefühltem Schritttempo durch mal mehr mal weniger enge Straßen. Eng ja eigentlich auch nur subjektiv, da die Infrastruktur nicht auf eine solche Verkehrsdichte, erst recht aber nicht auf so riesige Schlachtschiffe ausgelegt ist. Dennoch fällt auf, dass vor allem der PKW von den Verkehrsplanern den größten Stellenwert zugemessen bekommen hat und sich bislang wenig daran geändert hat.

 

 

Nun gibt es berechtigte Stimmen, die eine Verkehrswende hin zu öffentlichen Personennahverkehr und muskelbetriebenen Individualverkehr fordern. Meist im gleichen Atemzug wird dann die Gleichberechtigung der Radfahrer im Verkehr gefordert. Berechtigt wie ich finde, dann aber auch mit allen Konsequenzen. Oft genug benehmen sich die Radfahrer nämlich auch wie die Axt im Walde und nicht allein die Auto und LKW-Fahrer.

 

Ursachen für Unfälle gibt es viele und nicht zuletzt ist oft die mangelnde Rücksicht auf die schwächeren Verkehrsteilnehmer ursächlich. Dabei muss es nicht mal böse Absicht sein, es reicht der kurze Moment der Unübersichtlichkeit, der Stress im Verkehr oder eine andere Ablenkung. Dies ist alles nicht zu entschuldigen, aber leider nicht in Gänze vermeidbar, weil immer noch ein Mensch hinterm Steuer sitzt und der macht halt Fehler.

 

 

Jetzt fragt sich vielleicht der eine oder die andere wie ich jetzt darauf kommt und diesen Text schreibe. Ganz einfach, ich bin täglich in der Stadt unterwegs. Mal mit dem Rad mal mit dem Auto und immer wieder sehe ich Situationen die so nicht in Ordnung sind. Erst gestern war ich wieder Zeuge von unglaublicher Leichtsinnigkeit, ja genaugenommen Dummheit. An der Kreuzung Oststraße (Vorfahrt) und Am Güterring (Nebenstraße) kam es fast zum Zusammenstoß zwischen Radfahrer und PKW. Die Oststraße ist an dieser Stelle gerade so breit, dass zwei Autos aneinander vorbei kommen. Einen Radfahrer zum selben Zeitpunkt überholen ist schier unmöglich. Was aber passiert wenn der Radfahrer ohne Sinn und Verstand von der Nebenstraße rechts in die Hautstraße einbiegt? Dank schneller Reaktion der PKW-Fahrer zum Glück nichts. Es hätte aber auch der Abflug über die Motorhaube sein können. Und man kann schon fast den Aufschrei hören, der Autofahrer hätte Schuld.

 

 

Eine Studie hat tatsächlich gezeigt, dass einer der häufigsten Verstöße seitens von Radfahrern das Missachten der Vorfahrt ist. Sei es an roten Ampeln oder eben beim Verlassen von Nebenstraße. Gerade wenn ja nur rechtsabgebogen wird ist die Hemmschwelle sehr gering. Da ist die Frage nach vorhandener Vernunft doch angebracht.

 

Mit verbesserter Infrastruktur ließen sich solche Begegnungen sicherlich vermeiden oder in wenigstens in ihrer Anzahl verringern. Doch noch haben wir die gegebenen Bedingungen und die werden sich so schnell auch nicht ändern. Wenn also der Aufruf nach Gleichberechtigung laut wird, sollte diese auch in all ihren Fassetten umgesetzt werden. An roten Ampeln gilt Stopp, rechts überholen um dann vor dem Auto links abzubiegen ist nicht erlaubt (gerade dann wenn kein separater Fahrradstreifen vorhanden ist). Vielen Radlern ist wohl auch nicht bewusst das sie eine Teilschuld bekommen, wenn sie den Abstand zu parkenden Autos nicht einhalten und „getürt“ werden.

 

 

Mir sagt meine Vernunft oft, das Risiko sich an den haltenden Autos vorbei zu quetschen um etwas weiter von in der Schlange zu stehen lohnt nicht. Gerade im Stadtverkehr sind Räder und PKWs fast gleich schnell auf den Straßen unterwegs. Und das Rad sollte doch die entspanntere Lösung sein, also warum unnötig stressen und riskant fahren? Ich will ja nicht 5 Minuten eher in der Klinik landen. Natürlich soll das jetzt nicht bedeuten, dass der Radfahrer als schwächeres Glied in der Kette auf seine Rechte verzichten sollte. Drängelnde oder aggressive Verkehrsteilnehmer gehören auf jeden Fall geandet, genauso wie die unzähligen Falschparker. Im Zweifel lege ich mich mangels Knautschzone aber nicht mit 1,5 Tonnen an. An der nächsten Kreuzung sieht man sich wieder und kann das Gespräch suchen oder sich eben das Kennzeichen notieren.

 

 

In diesem Sinne wünsch ich euch immer unfallfreie Fahrt.

 

Gordon

 

 

 

PS: Wenn hier eine Diskussion entstehen sollte, achtet bitte auf einen gepflegten Ton. Respekt ist das Zauberwort und den Respekt bitte auch immer mit auf die Straße nehmen.